M1 HSG Oberkochen/Königsbronn – SG KuGi

Drama in Königsbronn führt in die Relegation

Die Bezirksliga-Handballer der SG Kuchen-Gingen lieferten sich am vergangenen Wochenende im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Oberkochen/Königsbronn einen heißen Kampf. In einer Achterbahnfahrt der Gefühle errangen die Schraml Schützlinge ein 23:23 und sicherten sich damit die Vizemeisterschaft sowie die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation in die Landesliga.

Gastgeber Oberkochen/Königsbronn stand bereits vor der Partie als Meister und Aufsteiger in die Landesliga fest. Für die SG Kuchen-Gingen ging es dagegen um alles. Mindestens ein Punkt musste her, um Platz zwei zu halten, eine Niederlage wäre gleichbedeutend mit einem Abrutschen auf Tabellenrang drei und damit dem Verpassen der Relegation gewesen. Unterstützt wurde die SG von zahlreich mitgereisten Fans, die die Partie in der Herwartsteinhalle stimmungstechnisch zum Heimspiel machten.

Entsprechend intensiv begann die Partie. Beiden Mannschaften merkte man den unbedingten Siegeswillen zu Beginn an. Die Gastgeber eröffneten mit dem 1:0, Becker glich umgehend aus. Zu Beginn zeichnete sich ein intensives Spiel auf Augenhöhe ab, bei dem zwei starke Abwehrreihen dominierten. Die SG hatte im stehenden Angriff etwas mehr Probleme und musste längere Angriffe spielen, um zu Torerfolgen zu kommen. Bis zum 5:5 durch Becker nach 12 gespielten Minuten blieb die Partie ausgeglichen. Dann folgte Drama Teil eins. Die SG tat sich zunehmend schwer, gegen die stabile Hintermannschaft der Gastgeber Torchancen herauszuspielen. Zudem schlichen sich auch in der Abwehrarbeit Fehler ein, viele Steckpässe an den Kreis und schnelle Gegentore aus der zweiten Welle ließen die SG ins Hintertreffen geraten. Beim 10:6 war SG-Coach Schraml zu einer Auszeit gezwungen, doch Besserung stellte sich keine ein. Im Gegenteil, die Gastgeber nutzen weiter jede sich bietende Gelegenheit, um die Führung weiter auszubauen und hatten damit Erfolg. Die mitgereisten Fans mussten mit ansehen, wie die SG mehrere Gegenstöße in Folge kassierte und bis zur Pause mit 17:10 ins Hintertreffen geriet.

Die Messe schien bereits gelesen, doch die SG beschwor für die verbleibenden 30 Minuten der Saison ein letztes Mal den mannschaftlichen Zusammenhalt. Was in den nächsten 30 Spielminuten folgte war an Dramatik nicht zu überbieten und gleichzeitig ein Spiegelbild der Saison. Priester netzte nach Wiederanpfiff doppelt von der Außenposition und brachte die SG wieder auf fünf Tore heran. In der Abwehr machte sich der Torwartwechsel bezahlt, Roman Rus kam gut in die Partie und konnte sich bereits zu Beginn auszeichnen. Zunächst blieb es trotzdem bei fünf Toren Rückstand, auch weil im Angriff weiterhin teilweise falsche Entscheidungen getroffen wurden. Schäffners 20:16 war dann die Initialzündung für eine furiose Schlussviertelstunde, in der Mannschaft und Fans sich gegenseitig zur Höchstleistung trieben. Insbesondere der Mittelblock um Dubrowitsch und Freichel stand wie eine Wand und ließ keinen Gegenspieler mehr passieren. Im Angriff nutzte die SG nun die sich bietenden Chancen. Dubrowitsch wurde vorne zudem stark in Szene gesetzt, netzte eiskalt zum 22:18 und 22:19, und als Priester das 22:20 folgen ließ glich die Halle bereits einem Tollhaus. Ein weiterer Ballgewinn in der Abwehr nach einer Starken Rus-Parade, ein weiterer Treffer durch Steck von der rechten Außenposition – Bei noch zehn Minuten Spielzeit war die SG wieder voll in der Partie und wurde weiter durch fantastische Fans nach vorne gepeitscht. Drama Teil drei ereignete sich dann in den verbleibenden zehn Spielminuten. Zunächst musste Freichel nach einer harten Attacke mit zwei Minuten Zeitstrafe vom Feld, im Anschluss kassierte auch Priester eine Zeitstrafe. Doppelte Unterzahl bei noch acht Minuten und einem Tor Rückstand. Die Gastgeber nutzten den Raum und trafen zum 23:21. Doch im Angriff gelang es der SG, die Zeit souverän herunterzuspielen, Steck traf schließlich nach gutem Timing vom Kreis und die SG überstand die Unterzahl mit 1:1. Die letzten fünf Minuten hielt es keinen mehr auf den Bänken. In der Abwehr stand die SG weiter wie eine Wand und ließ nichts mehr zu. Becker verwandelte schließlich einen schnellen Angriff zum umjubelten Ausgleich – bei noch 90 Sekunden auf der Uhr. Oberkochen nutzte die verbleibende Auszeit zur Vorbereitung des letzten Angriffs. 45 Sekunden vor dem Ende kassierte Dubrowitsch dann eine harte 2-Minuten-Strafe, die SG musste die verbleibenden Sekunden in Unterzahl verbringen. Es war eine verbleibende Aktion in der Abwehr, die über den Ausgang der Saison, über Relegationsteilnahme oder Lucky Looser entschied – und schließlich gelang es Freichel, seine Hände an den Ball zu bekommen und ihn zu sichern. Es folge eine SG-Auszeit, 20 Sekunden Parteiball, welche ohne Abschluss, aber mit dem notwendigen Punktgewinn endeten.

Im Anschluss brachen alle Dämme. Die SG feierte lange und frenetisch mit den mitgereisten Fans den schon verloren geglaubten Punkt nach einer unglaublich starken Willensleistung. Zudem ist der SG auch bereits die Vizemeisterschaft sicher. Weiter geht es nun in der Aufstiegsrelegation in die Landesliga, die am 09.05 und am 11.05. stattfinden wird. Dann kann die SG eine Saison mit Höhen und Tiefen, aber einem hochemotionalen Ende, krönen.

Rus, Trünkle im Tor; Schäffner (3), Priester (4), Freichel (5), Scibik (2), Franzisi, Grupp, Becker (3), Dubrowitsch (3), Steck (2), Bausch, Hamann (1), Zasada

Zeitstrafen: HSG Oberkochen/Königsbronn 3, SG Kuchen-Gingen 6 (2 x Freichel, 2 x Dubrowitsch, Priester, Scibik)

Siebenmeter: HSG Oberkochen/Königsbronn 2/1, SG Kuchen-Gingen 3/1